Achtsamkeit und Selbstfürsorge im Pflegealltag: Wege zu mehr Wohlbefinden
Die Pflege ist ein Beruf, der sowohl körperlich als auch emotional hohe Anforderungen stellt. Schichtdienste, Überstunden und der permanente Druck können dazu führen, dass Pflegekräfte ihre eigenen Bedürfnisse vernachlässigen. Achtsamkeit und Selbstfürsorge sind daher essenziell, um langfristig gesund und leistungsfähig zu bleiben. In diesem Artikel beleuchten wir, wie diese Konzepte im Pflegealltag umgesetzt werden können und warum sie so wichtig sind.
Warum sind Achtsamkeit und Selbstfürsorge in der Pflege wichtig?
Pflegekräfte stehen täglich vor der Herausforderung, die Bedürfnisse anderer in den Vordergrund zu stellen. Dabei geraten die eigenen Bedürfnisse oft in den Hintergrund. Dies kann zu emotionaler Erschöpfung, Stress und langfristig zu Burnout führen. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sind Pflegekräfte besonders gefährdet, psychische Belastungen zu entwickeln.
Herausforderungen im Pflegealltag
- Hohe Arbeitsbelastung: Personalmangel und Überstunden erhöhen den Druck auf das Personal.
- Emotionale Anforderungen: Der Umgang mit Krankheit, Leid und Tod erfordert hohe emotionale Stabilität.
- Vernachlässigung eigener Bedürfnisse: Pausen, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Erholungszeiten kommen oft zu kurz.
Eine Studie der Techniker Krankenkasse zeigt, dass Pflegekräfte durchschnittlich mehr Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen haben als Beschäftigte in anderen Branchen.
Was bedeutet Achtsamkeit in der Pflege?
Achtsamkeit bedeutet, den Moment bewusst und ohne Wertung wahrzunehmen. Im Pflegealltag kann dies bedeuten:
- Präsenz im Hier und Jetzt: Vollständige Aufmerksamkeit für den Patienten und die aktuelle Tätigkeit.
- Selbstwahrnehmung: Eigene Gefühle, Gedanken und körperliche Signale erkennen und akzeptieren.
- Empathie: Mitgefühl für die Patienten zeigen, ohne sich selbst zu überfordern.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betont, dass Achtsamkeitstechniken helfen können, Stress abzubauen und die psychische Gesundheit zu fördern.
Wie profitieren Patienten und Pflegekräfte von Achtsamkeit?
- Verbesserte Pflegequalität: Patienten fühlen sich besser betreut, wenn Pflegekräfte präsent und aufmerksam sind.
- Reduzierter Stress: Achtsamkeit hilft, stressige Situationen gelassener zu meistern.
- Stärkung der Resilienz: Pflegekräfte können besser mit Belastungen umgehen und ihre eigene Gesundheit schützen.
Eine Untersuchung der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) zeigt, dass Achtsamkeitstrainings zu einer verbesserten Arbeitszufriedenheit und weniger Krankheitsausfällen führen können.
5 Tipps für mehr Selbstfürsorge im Pflegealltag
1. Eigene Bedürfnisse ernst nehmen
- Pausen einplanen: Kurze Erholungsphasen während des Dienstes sind wichtig.
- Gesundheit fördern: Ausreichend trinken, gesund essen und Bewegung in den Alltag integrieren.
2. Stressmanagement betreiben
- Entspannungstechniken: Methoden wie Progressive Muskelentspannung oder Atemübungen können helfen.
- Grenzen setzen: Nein sagen lernen, wenn die Belastung zu hoch wird.
Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) empfiehlt regelmäßige Stressbewältigungstechniken zur Prävention von Burnout.
3. Ressourcen erkennen und nutzen
- Soziale Kontakte pflegen: Unterstützung im Team suchen und sich austauschen.
- Fortbildungen besuchen: Kenntnisse in Stressbewältigung und Achtsamkeit erweitern.
4. Freizeit bewusst gestalten
- Erholsame Aktivitäten: Hobbys nachgehen, die Freude bereiten und entspannen.
- Digital Detox: Zeiten ohne Smartphone und Computer einlegen, um abzuschalten.
5. Gedankenkarussell stoppen
- Achtsamkeitsübungen: Den Moment bewusst wahrnehmen, ohne in Gedanken abzuschweifen.
- Schlafhygiene beachten: Ausreichend Schlaf ist essenziell für die Regeneration.
Achtsamkeitsübungen für den Pflegealltag
- Routinetätigkeiten bewusst ausführen: Beim Händewaschen oder Desinfizieren die Sinneswahrnehmungen fokussieren.
- Atempausen: Vor dem Betreten eines Patientenzimmers kurz innehalten und tief durchatmen.
- Gehmeditation: Die Schritte bewusst spüren, wenn man von Raum zu Raum geht.
Diese Übungen können ohne zusätzlichen Zeitaufwand in den Alltag integriert werden und helfen, die Achtsamkeit zu schulen.
Was können Arbeitgeber tun?
- Angebot von Achtsamkeitstrainings: Workshops und Kurse während der Arbeitszeit ermöglichen.
- Gesundheitsfördernde Maßnahmen: Betriebliches Gesundheitsmanagement etablieren.
- Offene Kommunikationskultur: Raum für Austausch und gegenseitige Unterstützung schaffen.
Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) unterstreicht die Verantwortung der Arbeitgeber für die psychische Gesundheit der Mitarbeiter.
Fazit
Achtsamkeit und Selbstfürsorge sind unverzichtbar für die Gesundheit und Zufriedenheit von Pflegekräften. Durch bewusste Selbstwahrnehmung und gezielte Übungen können Stress reduziert und die Resilienz gestärkt werden. Es liegt sowohl in der Verantwortung der einzelnen Pflegekraft als auch der Arbeitgeber, diese Aspekte im Pflegealltag zu integrieren und zu fördern.
Quellen
Medexcare.de setzt sich für die Unterstützung von Pflegekräften ein, um Achtsamkeit und Selbstfürsorge im Pflegealltag zu fördern. Gemeinsam können wir dazu beitragen, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und die Gesundheit der Pflegenden zu stärken.
Footnotes
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Psychische Gesundheit im Berufsleben. Link ↩
Weltgesundheitsorganisation (WHO). Mental Health in the Workplace. Link ↩
Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW). Achtsamkeit im Berufsalltag. Link ↩
Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN). Burnout und Stressbewältigung. Link ↩
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Achtsamkeit und Arbeitsschutz. Link ↩
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt. Link ↩