Der ultimative Leitfaden: Als Pflegekraft selbstständig machen

Pflegekräfte werden in Deutschland dringend benötigt. Leider entspricht die Bezahlung für festangestellte Pflegekräfte oft nicht der erbrachten Leistung, und auch Arbeitszeiten sowie Überstunden sorgen für Unzufriedenheit. Immer mehr Pflegekräfte ziehen daher eine Selbstständigkeit in Betracht, um ihre berufliche Freiheit und Verdienstmöglichkeiten zu steigern. Doch wie wird man als Pflegekraft selbstständig, und welche Vorteile bringt dies mit sich? In diesem umfassenden Artikel erfährst du alles, was du über den Weg in die Selbstständigkeit als Pflegekraft wissen musst.

Warum die Selbstständigkeit als Pflegekraft attraktiv ist

Die Selbstständigkeit bietet Pflegekräften zahlreiche Vorteile, die sowohl das berufliche als auch das private Leben bereichern. Zu den wichtigsten Vorteilen gehören:

1. Höhere Verdienstmöglichkeiten

Als freiberufliche Pflegekraft kannst du deine Honorare selbst verhandeln und bist nicht an Tarifverträge gebunden. Dies führt in der Regel zu einem höheren Verdienst im Vergleich zu einer Festanstellung.

2. Flexible Arbeitszeiten und Arbeitsorte

Du entscheidest selbst, wann, wo und wie lange du arbeitest. Ob ambulante oder stationäre Pflege, wohnortnah oder überregional – die Wahl liegt bei dir. Diese Flexibilität ermöglicht es dir, eine gesunde Work-Life-Balance zu schaffen.

3. Vielfältige Einsatzmöglichkeiten

Als selbstständige Pflegekraft hast du die Möglichkeit, in verschiedenen Fachbereichen und bei unterschiedlichen Auftraggebern zu arbeiten. Dies erweitert nicht nur dein berufliches Netzwerk, sondern auch dein Fachwissen und deine sozialen Kompetenzen.

4. Mehr Selbstbestimmung

Du bist dein eigener Chef. Das bedeutet, dass du deine Freizeit, Erholung und Urlaubszeiten selbstbestimmen kannst, ohne auf Genehmigungen oder festgelegte Arbeitszeiten Rücksicht nehmen zu müssen.

5. Anerkennung und Wertschätzung

In der Regel erhältst du als selbstständige Pflegekraft mehr Anerkennung für deine Leistungen. Auftraggeber und Patienten wissen deine Flexibilität und Fachkompetenz zu schätzen, was sich auch positiv auf Folgeaufträge auswirkt.

Voraussetzungen für die Selbstständigkeit als Pflegekraft

Bevor du dich als Pflegekraft selbstständig machen kannst, musst du bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Diese sind abhängig von deiner Qualifikation, der Anmeldung deiner Tätigkeit und der notwendigen Absicherung.

1. Berufsausbildung und Qualifikation

Um als selbstständige Pflegekraft arbeiten zu können, musst du eine anerkannte Ausbildung im Bereich der Kranken- oder Altenpflege abgeschlossen haben. Diese zählt zu den sogenannten Katalogberufen, die mit Heilberufen wie Ärzten oder Heilpraktikern vergleichbar sind. Dein örtliches Finanzamt prüft im Einzelfall, ob du als Freiberufler eingestuft wirst.

2. Anmeldung deiner Tätigkeit

Nachdem du deine freiberufliche Tätigkeit aufgenommen hast, musst du diese innerhalb von vier Wochen beim zuständigen Finanzamt, Gesundheitsamt und der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) anmelden. Hierbei benötigst du:

• Steuernummer: Diese erhältst du vom Finanzamt und musst sie auf all deinen Rechnungen angeben.
• Meldung beim Gesundheitsamt: Informiere dein Gesundheitsamt über deine Aufnahme der selbstständigen Tätigkeit.
• Berufsgenossenschaft: Melde dich bei der BGW zur gesetzlichen Unfallversicherung an.

3. Notwendige Versicherungen

Als selbstständige Pflegekraft benötigst du umfassendere Versicherungen als in einem Angestelltenverhältnis. Dazu gehören:

• Berufshaftpflichtversicherung: Diese schützt dich vor finanziellen Forderungen, die durch Fehler oder Missgeschicke während der Arbeit entstehen können.
• Private Haftpflichtversicherung: Deckt Schäden ab, die in deiner Freizeit entstehen. Wichtig: Achte darauf, dass deine Haftpflichtversicherung auch berufliche Tätigkeiten mit abdeckt.
• Kranken- und Pflegeversicherung: Du kannst dich entweder gesetzlich oder privat versichern. Beachte, dass eine private Krankenversicherung eine separate Pflegeversicherung erfordert.
• Rechtsschutzversicherung: Diese schützt dich vor hohen Kosten bei Rechtsstreitigkeiten, sei es beruflich oder privat.
• Rentenversicherung: Als Pflegekraft bist du in der Regel verpflichtet, Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung zu leisten. Du hast jedoch auch die Möglichkeit, dich privat abzusichern.

Schritt-für-Schritt-Anleitung: Wie werde ich selbstständig?

Wenn du dich dazu entschieden hast, den Schritt in die Selbstständigkeit als Pflegekraft zu wagen, solltest du die folgenden Schritte beachten:

Schritt 1: Klärung der beruflichen Voraussetzungen

Bevor du deine Tätigkeit aufnimmst, stelle sicher, dass du alle beruflichen Qualifikationen erfüllst. Informiere dich auch über die Anforderungen deines Bundeslandes, da diese teilweise variieren können.

Schritt 2: Anmeldung beim Finanzamt

Sobald du deine selbstständige Tätigkeit aufgenommen hast, musst du dich beim Finanzamt melden. Hier erhältst du deine Steuernummer, die auf all deinen Rechnungen angegeben werden muss.

Schritt 3: Meldung bei der Berufsgenossenschaft und dem Gesundheitsamt

Melde dich bei der BGW zur Unfallversicherung und beim Gesundheitsamt an. Beide Einrichtungen sichern deine Tätigkeit ab und sorgen dafür, dass du im Schadensfall oder bei Krankheit ausreichend versorgt bist.

Schritt 4: Versicherungen abschließen

Es ist essenziell, dass du alle notwendigen Versicherungen abschließt, bevor du mit deiner selbstständigen Tätigkeit beginnst. Die Berufshaftpflichtversicherung sollte bereits vor der ersten Beauftragung abgeschlossen sein, um dein Risiko zu minimieren.

Schritt 5: Erstellung eines Dienstleistungsvertrags

Bevor du mit einem Auftraggeber zusammenarbeitest, solltest du immer einen schriftlichen Dienstleistungsvertrag aufsetzen. Dieser regelt das Honorar, die Arbeitszeit, den Arbeitsort sowie andere wichtige Rahmenbedingungen.

Schritt 6: Kundengewinnung und Netzwerkaufbau

Um als selbstständige Pflegekraft erfolgreich zu sein, ist der Aufbau eines Netzwerks unerlässlich. Du kannst über Vermittlungsplattformen, soziale Netzwerke oder spezialisierte Agenturen Kontakt zu potenziellen Auftraggebern knüpfen. Gute Referenzen und Empfehlungen sind hier Gold wert.

Erfolgsfaktoren für freiberufliche Pflegekräfte

Um als selbstständige Pflegekraft erfolgreich zu sein, spielen neben der fachlichen Qualifikation auch einige persönliche Eigenschaften eine entscheidende Rolle:

1. Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit

Diese Eigenschaften sind essenziell, um Vertrauen bei deinen Auftraggebern aufzubauen und langfristige Zusammenarbeit zu sichern.

2. Flexibilität

Als Freiberufler solltest du bereit sein, in verschiedenen Fachbereichen und zu unterschiedlichen Zeiten zu arbeiten. Dies steigert deine Chancen auf Auftragsverlängerungen und Folgeaufträge.

3. Motivation und Leistungsbereitschaft

Hohe Leistungsbereitschaft und Engagement werden von Auftraggebern besonders geschätzt und erhöhen deine Chancen, für weitere Aufträge angefragt zu werden.

4. Fachliche Weiterbildung

Der Gesundheitssektor entwickelt sich ständig weiter. Um konkurrenzfähig zu bleiben, ist es wichtig, regelmäßig an Fort- und Weiterbildungen teilzunehmen. Die Kosten hierfür kannst du in der Regel schnell durch dein Honorar wieder einspielen.

Fazit: Lohnt sich die Selbstständigkeit als Pflegekraft?

Die Selbstständigkeit als Pflegekraft bietet zahlreiche Vorteile: Du kannst höhere Honorare erzielen, deine Arbeitszeit und deinen Arbeitsort frei wählen und hast die Möglichkeit, selbstbestimmt zu arbeiten. Gleichzeitig trägst du jedoch auch eine größere Verantwortung und musst dich um alle administrativen Aufgaben selbst kümmern. Ein umfassender Versicherungsschutz und eine gründliche Planung sind daher unerlässlich.

Wenn du die erforderlichen Schritte beachtest und dich ausreichend absicherst, steht deinem erfolgreichen Weg in die Selbstständigkeit nichts im Wege. Nutze die Freiheit und Flexibilität, die dir diese Berufsform bietet, und genieße die Anerkennung, die du für deine Arbeit erhalten wirst!