Hygiene und Körperpflege in der häuslichen Pflege: Ein umfassender Leitfaden
Die häusliche Pflege stellt sowohl für Pflegebedürftige als auch für pflegende Angehörige eine besondere Herausforderung dar. Ein zentrales Element hierbei ist die Hygiene. Durch einfache, aber effektive Hygienemaßnahmen kann die Gesundheit aller Beteiligten geschützt werden. In diesem Artikel erfahren Sie, welche Hygienemaßnahmen in der häuslichen Pflege besonders wichtig sind, wie Sie diese in den verschiedenen Räumen umsetzen und worauf Sie bei der Körperpflege achten sollten.
1. Bedeutung der Hygiene in der häuslichen Pflege
In der häuslichen Pflege kommen pflegende Angehörige und Pflegebedürftige in engem Kontakt miteinander. Ein sorgfältiges Hygienemanagement ist daher essenziell, um die Verbreitung von Krankheitserregern zu verhindern und die Gesundheit aller Beteiligten zu schützen. Besonders ältere Menschen mit geschwächtem Immunsystem sind anfälliger für Infektionen, sodass Hygienemaßnahmen höchste Priorität haben.
2. Allgemeine Hygienemaßnahmen
- Abstand halten bei ansteckenden Krankheiten: Wenn die zu pflegende Person oder Sie selbst krank sind, halten Sie möglichst Abstand und tragen Sie eine Schutzmaske.
- Regelmäßiges Händewaschen: Waschen Sie sich vor und nach jeder Pflegetätigkeit gründlich die Hände.
- Husten- und Niesetikette: Niesen oder husten Sie in die Armbeuge. Bieten Sie der pflegebedürftigen Person Taschentücher an und entsorgen Sie diese in einem verschlossenen Behälter.
- Keine gemeinsamen Utensilien: Nutzen Sie keine gemeinsamen Zahnbürsten, Handtücher oder Besteck.
- Reinigung von Kontaktflächen: Desinfizieren Sie regelmäßig Türklinken, Lichtschalter und andere häufig berührte Oberflächen.
- Regelmäßiges Lüften: Lüften Sie mehrmals täglich, idealerweise durch Stoßlüften.
3. Richtiges Händewaschen
Das Händewaschen ist eine der effektivsten Maßnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung von Keimen.
Anleitung in 5 Schritten:
- Anfeuchten: Halten Sie die Hände unter fließendes Wasser.
- Einseifen: Seifen Sie die Hände gründlich ein, einschließlich Handrücken, Fingerzwischenräumen und Fingerspitzen.
- Einwirken lassen: Reiben Sie die Seife für mindestens 20–30 Sekunden ein.
- Abspülen: Spülen Sie die Hände unter fließendem Wasser ab.
- Trocknen: Trocknen Sie die Hände mit einem sauberen Handtuch oder Einmalhandtuch.
Quelle: Infektionsschutz.de – Filme zum richtigen Händewaschen
4. Verwendung von Desinfektionsmitteln
In der häuslichen Pflege ist das regelmäßige Desinfizieren der Hände nicht immer zwingend erforderlich. Es empfiehlt sich jedoch bei:
- Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder Ausscheidungen
- Vor und nach dem Verbandswechsel
- Bei Infektionskrankheiten
Hinweis: Übermäßiges Desinfizieren kann die Haut austrocknen. Pflegen Sie Ihre Hände mit einer feuchtigkeitsspendenden Creme.
5. Schutzkleidung in der häuslichen Pflege
- Einmalhandschuhe: Tragen Sie diese bei Kontakt mit Blut, Ausscheidungen oder offenen Wunden.
- Schutzkittel: Bei Gefahr von Spritzern oder Verunreinigungen der Kleidung.
- Mundschutz: Bei Atemwegsinfektionen oder wenn die zu pflegende Person multiresistente Keime hat.
- Pflaster: Decken Sie eigene Hautverletzungen ab, um eine Eintrittspforte für Keime zu vermeiden.
6. Reinigung von Oberflächen und Gegenständen
- Regelmäßige Reinigung: Wischen Sie Oberflächen, die häufig berührt werden, mit Haushaltsreiniger ab.
- Geschirrspülung: Reinigen Sie das Geschirr in der Spülmaschine oder mit heißem Wasser und Spülmittel.
- Müllentsorgung: Entsorgen Sie Abfälle täglich, insbesondere Taschentücher und Hygieneartikel, in verschlossenen Behältern.
7. Hygienische Zubereitung von Speisen
- Frische Lebensmittel: Achten Sie auf das Verfallsdatum und die Unversehrtheit der Verpackung.
- Lebensmitteltransport: Nutzen Sie Kühltaschen für leicht verderbliche Waren.
- Küchenhygiene: Reinigen Sie Arbeitsflächen und Geräte vor der Zubereitung.
- Hände waschen: Vor und nach der Zubereitung von Speisen gründlich Hände waschen.
- Obst und Gemüse waschen: Auch bei Bio-Produkten ist ein gründliches Waschen unerlässlich.
8. Hygiene in verschiedenen Räumen
8.1 Schlafzimmer
- Bettwäsche wechseln: Alle 14 Tage oder bei Bedarf häufiger.
- Bettschutzeinlagen: Bei Inkontinenz regelmäßig austauschen.
- Oberflächenreinigung: Nachttische und häufig berührte Gegenstände säubern.
- Lüften: Mehrmals täglich stoßlüften.
- Bodenreinigung: Wöchentlich staubsaugen und feucht wischen.
8.2 Küche
- Lappen und Schwämme: Wöchentlich wechseln.
- Spülbecken reinigen: Täglich mit Haushaltsreiniger säubern.
- Handtücher wechseln: Zwei- bis dreimal pro Woche bei 60°C waschen.
- Müllentsorgung: Täglich, insbesondere organische Abfälle.
- Kühlschrankpflege: Regelmäßig auf abgelaufene Lebensmittel prüfen und reinigen.
8.3 Badezimmer
- Toilettenhygiene: Bürste regelmäßig austauschen und Toilette reinigen.
- Handtücher: Regelmäßig wechseln und bei 60°C waschen.
- Flächenreinigung: Waschbecken, Dusche und Badewanne säubern.
- Lüften: Schimmelbildung durch regelmäßiges Lüften vorbeugen.
8.4 Waschraum
- Wäsche sortieren: Stark verschmutzte Wäsche separat waschen.
- Waschtemperatur: Handtücher und Bettwäsche bei mindestens 60°C waschen.
- Maschinenpflege: Flusensieb und Waschmittelschublade regelmäßig reinigen.
- Wäsche trocknen: Feuchte Wäsche zeitnah aufhängen oder trocknen.
9. Körperpflege in der häuslichen Pflege
Die Körperpflege ist ein intimer Bereich und erfordert Sensibilität und Respekt.
9.1 Intimbereich
- Wasser und milde Seife: Reicht oft aus, um den Intimbereich zu reinigen.
- Handschuhe tragen: Bei Wunden oder Infektionen.
- Richtung beachten: Von vorne nach hinten reinigen, um Keimverschleppung zu vermeiden.
9.2 Mundbereich
- Zahnpflege: Zweimal täglich Zähne putzen oder Prothesen reinigen.
- Handschuhe: Bei der Reinigung von Prothesen oder bei Infektionen im Mundraum.
- Zahnbürste wechseln: Alle drei Monate oder nach Infektionskrankheiten.
9.3 Ohren
- Äußere Reinigung: Mit Waschlappen und warmem Wasser.
- Keine Wattestäbchen: Gefahr der Verletzung oder Verschlimmerung von Ohrenschmalzproblemen.
- Hörgerätepflege: Nach Anleitung des Akustikers reinigen.
9.4 Füße
- Regelmäßige Fußbäder: Unterstützt die Durchblutung und Reinigung.
- Trocknen: Zehenzwischenräume gut abtrocknen, um Pilzinfektionen vorzubeugen.
- Professionelle Fußpflege: Bei Diabetes oder anderen Risikofaktoren empfehlenswert.
10. Anzeichen für Infektionen
- Fieber: Körpertemperatur über 38°C.
- Rötungen und Schwellungen: An Haut oder Gelenken.
- Schmerzen: Lokal oder allgemein.
- Ausscheidungsprobleme: Durchfall, Verstopfung, Schmerzen beim Wasserlassen.
- Atemwegsbeschwerden: Husten, Atemnot, Halsschmerzen.
- Allgemeines Unwohlsein: Müdigkeit, Appetitlosigkeit.
Handeln Sie bei Verdacht auf eine Infektion umgehend und konsultieren Sie einen Arzt.
11. Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Warum ist Hygiene in der häuslichen Pflege so wichtig?
Pflegebedürftige Personen haben oft ein geschwächtes Immunsystem und sind anfälliger für Infektionen. Hygienemaßnahmen schützen sowohl den Pflegebedürftigen als auch den Pflegenden vor der Übertragung von Keimen.
Wie oft sollte ich meine Hände desinfizieren?
Desinfizieren Sie Ihre Hände vor und nach jeder Pflegetätigkeit, insbesondere bei Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder offenen Wunden. Im Alltag reicht häufiges und gründliches Händewaschen aus.
Benötige ich spezielle Reinigungsmittel für die häusliche Pflege?
In der Regel reichen handelsübliche Haushaltsreiniger aus. Bei Infektionskrankheiten oder besonderen Risiken können Desinfektionsmittel sinnvoll sein. Lassen Sie sich ggf. von einem Fachmann beraten.
Welche Schutzkleidung ist in der häuslichen Pflege notwendig?
Einmalhandschuhe sind bei vielen Pflegetätigkeiten sinnvoll. Schutzkittel und Mundschutz sollten bei Infektionsrisiken oder Kontakt mit Ausscheidungen getragen werden.
Wie kann ich mich auf die Pflege vorbereiten, wenn ich selbst krank bin?
Wenn möglich, sollten Sie die Pflege einer anderen Person überlassen, um den Pflegebedürftigen nicht zu gefährden. Ist das nicht möglich, achten Sie besonders auf Hygienemaßnahmen wie das Tragen eines Mundschutzes und häufiges Händewaschen.
12. Fazit
Hygiene und Körperpflege sind essenzielle Bestandteile der häuslichen Pflege. Durch bewusste und regelmäßige Hygienemaßnahmen können Sie die Gesundheit Ihres pflegebedürftigen Angehörigen und Ihre eigene effektiv schützen. Dabei ist es wichtig, die Maßnahmen individuell anzupassen und sensibel mit dem Thema umzugehen. Bei Unsicherheiten können Sie sich an professionelle Pflegekräfte oder Beratungsstellen wenden.
Quellen und weiterführende Informationen:
- Tipps zur Hygiene für Pflegende | Prävention in der Pflege: pflege-praevention.de
- Review of human hand microbiome research: Journal of Dermatological Science
- Filme zum richtigen Händewaschen: infektionsschutz.de
- Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (2023): Expertenstandard Erhaltung und Förderung der Hautintegrität in der Pflege
- Zentrum für Qualität in der Pflege (2023): ZQP-Ratgeber-Körperpflege