Springerpool in der Pflege: Vor- und Nachteile
Willkommen bei Medexcare.de, Ihrem Informationsportal rund um Gesundheit und Pflege. In diesem Artikel beleuchten wir das Konzept des Springerpools in der Pflege, diskutieren seine Vor- und Nachteile und helfen Ihnen dabei, herauszufinden, ob diese Arbeitsform für Sie geeignet sein könnte.
Was ist ein Springerpool in der Pflege?
Ein Springerpool, auch Flexipool genannt, ist ein flexibles Arbeitsmodell im Gesundheitswesen. Pflegekräfte im Springerpool sind nicht fest einer bestimmten Station oder Abteilung zugeordnet, sondern werden je nach Bedarf in verschiedenen Bereichen eingesetzt. Ziel ist es, Personalengpässe auszugleichen und den Betrieb trotz krankheitsbedingter Ausfälle oder hoher Patientenzahlen aufrechtzuerhalten.
Der Personalnotstand in der Pflege
Der Personalmangel in der Pflege ist ein bekanntes und drängendes Problem in Deutschland. Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft fehlen bereits heute zehntausende Pflegekräfte, Tendenz steigend. Die Gründe sind vielfältig:
- Alternde Gesellschaft: Immer mehr ältere Menschen benötigen Pflege.
- Arbeitsbelastung: Hohe physische und psychische Belastungen führen zu Krankheitsausfällen und Berufswechseln.
- Unattraktive Arbeitsbedingungen: Schichtarbeit, Überstunden und geringe Bezahlung schrecken viele ab.
Der hohe Krankenstand verstärkt den Personalnotstand zusätzlich. Laut einer Studie der AOK haben Pflegekräfte durchschnittlich 23,5 Fehltage pro Jahr, deutlich mehr als in anderen Berufsgruppen.
Wie funktioniert ein Springerpool?
Flexibler Einsatz
- Variabler Arbeitsplatz: Springer arbeiten auf verschiedenen Stationen oder Abteilungen innerhalb einer Einrichtung.
- Kurzfristige Planung: Oft erfahren Springer erst kurzfristig, wo sie eingesetzt werden.
- Einsatzdauer: Kann von einem Tag bis zu mehreren Wochen variieren.
Anforderungen an Springer
- Anpassungsfähigkeit: Fähigkeit, sich schnell in neue Teams und Abläufe einzufinden.
- Breites Fachwissen: Kenntnisse in verschiedenen Pflegebereichen sind von Vorteil.
- Spontanität: Bereitschaft, flexibel auf wechselnde Einsatzorte zu reagieren.
Einarbeitung
- Berücksichtigung von Qualifikationen: Springer werden entsprechend ihrer Erfahrung und Qualifikation eingesetzt.
- Umfangreiche Einarbeitung: In spezialisierten Bereichen wie Intensivpflege oder OP ist eine intensive Einarbeitung notwendig.
Vorteile des Springerpools
Für Pflegekräfte
Flexible Arbeitszeiten
- Mitspracherecht: Möglichkeit, eigene Präferenzen bei Schichten und Arbeitszeiten anzugeben.
- Work-Life-Balance: Bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben.
Vielfältige Erfahrungen
- Fachliche Weiterentwicklung: Arbeiten auf unterschiedlichen Stationen fördert das Sammeln von Erfahrungen.
- Netzwerkaufbau: Kontakte zu verschiedenen Teams und Fachbereichen.
Finanzielle Anreize
- Zulagen und Boni: Viele Einrichtungen bieten finanzielle Vorteile für Springer an.
- Attraktive Benefits: Zusätzliche Urlaubstage oder andere Vergünstigungen.
Familienfreundlichkeit
- Anpassbare Arbeitszeiten: Ideal für Eltern oder Pflegekräfte mit familiären Verpflichtungen.
Für Einrichtungen
Abdeckung von Personalengpässen
- Flexibilität: Schnelle Reaktion auf krankheitsbedingte Ausfälle oder Spitzenzeiten.
- Vermeidung von Überlastung: Entlastung des Stammpersonals und Reduzierung von Überstunden.
Kosteneffizienz
- Reduzierung von Leiharbeit: Weniger Bedarf an externen Zeitarbeitskräften.
- Effizientere Personalplanung: Bessere Auslastung der vorhandenen Ressourcen.
Aufrechterhaltung der Pflegequalität
- Vermeidung von Stationsschließungen: Sicherstellung der Versorgung auch bei Personalmangel.
- Kontinuität: Springer sind mit den Abläufen der Einrichtung vertraut.
Nachteile des Springerpools
Für Pflegekräfte
Ungewisse Einsatzplanung
- Kurzfristige Änderungen: Können die persönliche Planung erschweren.
- Spontane Einsätze: Erfordern hohe Flexibilität.
Fehlende Teamzugehörigkeit
- Wechselnde Teams: Erschweren den Aufbau stabiler Beziehungen.
- Geringes Zugehörigkeitsgefühl: Mangel an langfristigen sozialen Kontakten.
Einarbeitungszeit
- Ständiges Einfinden: Notwendigkeit, sich immer wieder neu zu orientieren.
- Anfangsschwierigkeiten: Anpassung an unterschiedliche Arbeitsweisen und Teamkulturen.
Stresspotenzial
- Arbeiten in Engpasssituationen: Einsatz oft auf Stationen mit akutem Personalmangel.
- Hohe Anforderungen: Erfordern Belastbarkeit und Stressresistenz.
Weniger Spezialisierung
- Breites statt tiefes Wissen: Schwieriger, sich in einem Fachbereich zu vertiefen.
Für Einrichtungen
Organisationsaufwand
- Komplexe Planung: Koordination und Einsatzplanung erfordern zusätzliche Ressourcen.
- Kommunikation: Bedarf an klaren Absprachen und Informationsfluss.
Einarbeitungskosten
- Zeitaufwand: Wiederholte Einarbeitung der Springer auf verschiedenen Stationen.
- Effizienzverlust: Anfangs geringere Produktivität.
Teamdynamik
- Fluktuation: Ständiger Wechsel kann die Teamstabilität beeinträchtigen.
- Mitarbeiterbindung: Schwieriger, Springer langfristig zu binden.
Springerpool vs. Zeitarbeit
Gemeinsamkeiten
- Flexibilität: Beide Modelle ermöglichen flexible Arbeitszeiten und Einsatzorte.
- Vielfältige Erfahrungen: Arbeiten in unterschiedlichen Bereichen fördert die fachliche Entwicklung.
Unterschiede
Anstellungsverhältnis
- Springerpool: Anstellung direkt bei einer Einrichtung oder einem Träger.
- Zeitarbeit: Anstellung bei einer Zeitarbeitsfirma, Einsatz in verschiedenen Einrichtungen.
Einsatzort
- Springerpool: Innerhalb einer Einrichtung oder eines Verbundes.
- Zeitarbeit: Unterschiedliche Einrichtungen, möglicherweise längere Anfahrtswege.
Teamintegration
- Springerpool: Bessere Integration, da man stets im gleichen Unternehmensumfeld bleibt.
- Zeitarbeit: Häufiger Wechsel der Einrichtungen erschwert Teamzugehörigkeit.
Vergütung
- Springerpool: In der Regel tarifgebundene Bezahlung mit Zulagen.
- Zeitarbeit: Oft höhere Grundgehälter, aber weniger Zusatzleistungen.
Einarbeitung
- Springerpool: Kenntnis der unternehmensweiten Standards und Prozesse.
- Zeitarbeit: Einarbeitung in unterschiedliche Organisationsstrukturen.
Gehalt und Zulagen im Springerpool
Grundgehalt
- Tarifbindung: In vielen Fällen richtet sich das Gehalt nach Tarifverträgen wie dem TVöD.
- Vergleichbar mit Festangestellten: Das Grundgehalt entspricht häufig dem von Pflegekräften auf Station.
Zulagen und Boni
- Finanzielle Anreize: Viele Einrichtungen bieten Zulagen für die Flexibilität der Springer an.
- Beispiele:
- Kliniken Köln: Zulagen bis zu 1.000 € brutto pro Monat für Intensivpflegekräfte.
- Diakonie Ruhr: Stundenlöhne von bis zu 23 € brutto, zusätzliche Leistungen wie Dienstwagen oder Fahrkostenzuschuss.
- Klinikum Region Hannover: Individuell angepasster Dienstplan, Zulagen bis zu 500 € brutto pro Monat.
Weitere Benefits
- Zusätzliche Urlaubstage
- Weiterbildungsmöglichkeiten
- Flexible Arbeitszeitmodelle
Aktuelle Entwicklungen und Studien
Erfolgreiche Modelle
- Universitätsmedizin Mainz: Betreibt seit über 10 Jahren erfolgreich einen Springerpool mit rund 60 Pflegekräften, die auf mehr als 50 Stationen eingesetzt werden.
- Diakonie Bayern: Durch ein dreijähriges Pilotprojekt konnten folgende Ergebnisse erzielt werden:
- Krankheitsquote: Reduktion um 40 %.
- Überstunden: Rückgang um 66 %.
- Mitarbeiterzufriedenheit: Deutliche Steigerung.
Branchenweite Trends
- Zunahme von Springerpools: Immer mehr Einrichtungen setzen auf dieses Modell.
- Reduzierung von Leiharbeit: Springer werden als kosteneffiziente Alternative zu Zeitarbeitskräften gesehen.
- Fokus auf Mitarbeiterbindung: Durch flexible Arbeitsmodelle und bessere Arbeitsbedingungen.
Studien und Umfragen
Studie der Bertelsmann Stiftung (2020):
- Fachkräftemangel: Bis 2030 werden bis zu 500.000 Pflegekräfte fehlen.
- Arbeitsbedingungen: Flexible Modelle wie der Springerpool können zur Attraktivität des Berufs beitragen.
Umfrage des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK):
- Zufriedenheit: Pflegekräfte in flexiblen Arbeitsmodellen berichten von höherer Arbeitszufriedenheit.
- Belastung: Allerdings auch von erhöhtem Stress durch wechselnde Einsatzorte.
Ist die Arbeit im Springerpool das Richtige für Sie?
Fragen zur Selbstreflexion
Flexibilität
- Sind Sie bereit, kurzfristig auf wechselnde Einsatzorte zu reagieren?
- Können Sie sich schnell in neue Teams und Abläufe einfinden?
Anpassungsfähigkeit
- Fällt es Ihnen leicht, sich an unterschiedliche Arbeitsweisen anzupassen?
- Mögen Sie die Herausforderung neuer Situationen?
Teamarbeit
- Ist es für Sie wichtig, zu einem festen Team zu gehören?
- Wie wichtig sind Ihnen stabile soziale Kontakte am Arbeitsplatz?
Spezialisierung vs. Vielfalt
- Möchten Sie sich in einem Fachbereich spezialisieren oder lieber vielfältige Erfahrungen sammeln?
Work-Life-Balance
- Schätzen Sie flexible Arbeitszeiten und möchten Sie Ihre Arbeit an Ihr Privatleben anpassen?
Persönliche Lebenssituation
- Familienplanung: Für Eltern kann der Springerpool aufgrund flexibler Arbeitszeiten attraktiv sein.
- Karriereplanung: Wenn Sie verschiedene Fachbereiche kennenlernen möchten, bietet der Springerpool ideale Voraussetzungen.
- Persönlichkeitstyp:
- Extrovertierte Menschen: Profitieren oft von wechselnden Teams und neuen Kontakten.
- Introvertierte Menschen: Könnten sich durch ständige Veränderungen eher belastet fühlen.
Fazit
Der Springerpool in der Pflege ist ein innovatives Arbeitsmodell, das sowohl Vorteile als auch Herausforderungen mit sich bringt. Für Pflegekräfte bietet er die Möglichkeit, flexibler zu arbeiten, vielfältige Erfahrungen zu sammeln und finanzielle Vorteile zu nutzen. Einrichtungen profitieren von einer effizienteren Personalplanung und der Entlastung des Stammpersonals.
Ob die Arbeit im Springerpool für Sie geeignet ist, hängt von Ihren persönlichen Präferenzen, Ihrer Lebenssituation und Ihrem Charakter ab. Es lohnt sich, die verschiedenen Aspekte abzuwägen und gegebenenfalls Gespräche mit potenziellen Arbeitgebern zu führen.
Wenn Sie Interesse an einer Tätigkeit im Springerpool haben, informieren Sie sich über offene Stellen und nutzen Sie die Chance, dieses flexible Arbeitsmodell kennenzulernen.
Quellen
- Institut der deutschen Wirtschaft: Pflegepersonal in Deutschland
- AOK-Bundesverband: Fehlzeiten-Report 2020
- Deutsches Ärzteblatt: Springerpools in der Pflege
- Bertelsmann Stiftung: Pflege 2030 – Was ist zu erwarten?
- Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK): Arbeitsbedingungen in der Pflege
- Diakonie Deutschland: Flexipool in der Pflege
- Verdi: Arbeitsbedingungen in der Pflege
- Pflegekammer Niedersachsen: Aktuelle Entwicklungen in der Pflege
- Kliniken Köln: Stellenangebote und Gehaltsinformationen
- Universitätsmedizin Mainz: Erfolgsmodell Springerpool
- Diakonie Bayern: Pilotprojekt Flexipool
Hinweis: Dieser Artikel dient der allgemeinen Information und ersetzt nicht die individuelle Beratung. Bei spezifischen Fragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arbeitgeber, eine Pflegeberufsberatung oder eine Fachorganisation im Gesundheitswesen.